Tools sind Trumpf 🔧

In unseren Beratungen erleben wir es immer wieder, Tools sind Trumpf .

Die Organisationen/Unternehmen, die uns beauftragen, wollen nicht den eigentlichen Ursachen für eine Fehlentwicklung fundiert auf den Grund gehen, sondern mit Tools oder technischen Lösungen lediglich die Symptome lindern.

Meist haben wir den Eindruck, dass ihnen dieses „Herumgedoktere“ gar nicht bewusst ist, sondern sie mit Blick auf die Kosten und die Zeit, die eine Analyse und Bewertung nun mal erfordern, lieber auf vermeintlich schnelle, kostengünstige Varianten setzen.

Entsprechende Anbieter, die von Kollegen auch schon mal etwas despektierlich als „Rezeptdealer“ bezeichnet werden, gibt es am Markt zur Genüge. Sie versprechen entweder mit der Anwendung spezieller, in letzter Zeit meist agiler Methoden oder innovativer, AI inspirierter, technischer Tools die Lösungen struktureller, organisatorischer, kommunikativer oder einfach nur menschlicher Probleme. 

Ergebnisse sind dann Obstkörbe und fancy Teamevents, hippe Lounges oder Scrum und Design Thinking in allen nur erdenklichen Bereichen. Das ganze läuft dann unter dem Label „New Work“ und ist, weil ja philosophisch begründet, über jeden Zweifel erhaben.

Wir haben ganz und gar nichts gegen das von Frithjof Bergmann begründete Konzept der neuen Arbeit, nur liegt diesem, nach unserem Verständnis, eben gerade nicht die einfache Anwendung vermeintlich innovativer Tools und Methoden, sondern ein tiefgreifend anderes Verständnis von Arbeit zu Grunde.

Jetzt sind wir keine Vordenker der Arbeitskonzepte von morgen, sondern Organisationsberater, deren Ziel es ist, Unternehmen und Organisationen dabei zu unterstützen, sich so dynamikstabil aufzustellen, dass die aktuellen und künftigen Herausforderungen bewältigt werden können.

Um solche Dynamikstabilität zu erreichen, bedarf es Veränderungen struktureller, organisatorischer und/oder kommunikativer Art. Welche Veränderungen dies im Einzelnen sind, ist von Organisation zu Organisation, Branche zu Branche und Situation zu Situation unterschiedlich und muss von Fall zu Fall herausgefunden werden. Hierzu braucht es Kenntnisse über die systemtheoretischen und organisationspsychologischen Zusammenhänge und nicht nur „Rat“-­Geber, die agile Methoden implementieren und deren Anwendung moderieren.

Wie wir so über die Schwierigkeiten unseres Beratungsansatzes sinnierten, schwante uns, dass die Tool- und Technik-Affinität komplexere Ursachen haben könnte, als es auf den ersten Blick scheint.

Denn auch in anderen Lebensbereichen lässt sich beobachten, dass es nicht mehr en vogue ist, den Ursachen auf den Grund zu gehen und tatsächlich neue Wege zu finden. Viel einfacher ist es, die Augen vor dem eigentlich Notwendigen zu verschließen. Ist doch der Prozess der Ursachensuche und damit auch das sich selbst infrage stellen aufwendig und nicht immer angenehm, führt er doch im Zweifel dazu, dass Vertrautes und Liebgewonnenes verändert werden muss.

Da klingen Lösungen nach dem Motto: „Technologien bzw. deren Anforderungen an die Menschen haben uns den Schlamassel eingebrockt, also wird es doch wohl auch welche geben, die uns da wieder rausholen.“ viel angenehmer. Klingt ja auch wirklich verlockend: Alles bleibt wie ist und wird trotzdem viel besser.

Wir haben da gewaltige Zweifel und noch ein, zwei Beispiele aus anderen Bereichen, die derselben Logik folgen.

So denken die meisten Menschen mit Blick auf den Klimawandel nicht über einen grundsätzlich anderen Umgang mit Mobilität nach, sondern setzen auf Elektromobilität und machen weiter wie bisher. Mit der Folge, dass die, nun elektrischen, Mobile unglaublich viele Ressourcen für ihre Herstellung verbrauchen, den Verkehrskollaps der Städte weiter befeuern und immer mehr im Stau stehen. Statt Menschen von A nach B zu transportieren, verbrauchen sie durch ihre schiere Größe immer mehr Platz in unseren Städten und verschlechtern so die Lebensqualität in selbigen. Von den Schwierigkeiten der Energiebereitstellung und der Alt-Batterieentsorgung wollen wir lieber gar nicht reden.

Auch die Digitalisierung des Lernens scheint in eine ähnliche Richtung zu laufen, was schon die landläufige Bezeichnung „Digitalisierung der Schulen“ zeigt. Anscheinend geht es nicht darum, Lernen neu zu denken, und dabei die Erkenntnisse der Lernforschung mit den Möglichkeiten digitaler Technologien zu verbinden, sondern schlicht um eine Implementierung digitaler Technik in den Schulen. Nun sind Whiteboards und virtuelle Klassenräume eine tolle Sache, wollte man Schule oder besser Lernen neu denken, müssten, wie wir glauben, auch die Lehrpläne grundsätzlich überdacht werden.

Ganz bestimmt lassen sich noch mehr solcher Beispiele finden, wir wollen uns aber nicht an Gott und der Welt versuchen, sondern wieder zu unserem Metier zurückkehren.

Die aktuelle Situation hat in vielen Organisationen eine remote, virtuelle Zusammenarbeit erforderlich gemacht. Wunderbarerweise konnte hierzu auf diverse Softwarelösungen zurückgegriffen werden, so dass vielen Menschen von heute auf morgen der tägliche, risikobehaftete Arbeitsweg und Bürobesuch erspart werden konnte. Allerdings ist die anfängliche Euphorie übers Homeoffice einer gewissen Ernüchterung gewichen, zeigt doch die rein virtuelle Zusammenarbeit so langsam auch ihre Schattenseiten. Kommunikation, auch weil um etliche insbesondere emotionale Kanäle ärmer, funktioniert nicht optimal, Kreativität in der Zusammenarbeit so gut wie gar nicht und Mitarbeiter klagen über Überforderung und Entgrenzung.

Begegnet wird dem Ganzen vielfach mit online-Seminaren zur Technik virtuellen Leaderships und Kommunikation. Es wird wieder in die Toolbox gegriffen, anstatt die Gunst der Stunde zu nutzen und grundsätzlich über die künftige Art und Weise von Kommunikation, Zusammenarbeit und Organisationen nachzudenken.

Ein Ergebnis dieses Nachdenkens könnten ein anderer Blick auf die eigene Arbeit und Organisation, ein anderes Verständnis ihres Zwecks und ihrer Strukturen ebenso wie ihrer Stärken und Schwächen sein. Probieren Sie es aus! Wir von think[AD]wise freuen uns auf Ihre Herausforderung und unterstützen Sie gerne bei deren Bewältigung!